Zerberus

Hinter der FassadeNach einer schrecklichen Entdeckung verliert Fallanalytikerin Katharina Münz völlig den Boden unter ihren Füßen und muss nach einer Zeit der Selbstfindung ihr Leben neu ordnen.

Doch schon bald holt sie der polizeiliche Alltag wieder ein. Eine schrecklich zugerichtete Leiche in einem Steinbruch, rätselhafte Hundebisse und Probleme in ihrem Team machen ihr zu schaffen.

Dann taucht auch noch ihr ehemaliger Kollege mit einer unverhofften Nachricht auf und ein Unbekannter verfolgt jeden ihrer Schritte.

Als Frank Saalmanns Sohn entführt wird, kristallisiert sich ein Tatmuster heraus.

Wer ist das nächste Opfer des immer brutaler zuschlagenden Mörders, der sich selbst Zerberus nennt und was ist sein Motiv? In Katharina wächst ein furchtbarer Verdacht. Deutet sie die Zeichen richtig?


Zerberus - Spannung pur

Obwohl das Buch direkt an den Vorgänger
"Christophorus" anknüpft, muss man diesen nicht
gelesen haben – empfehlenswert ist es dennoch.


1. Auflage September 2016
Erhältlich im Buchhandel
oder direkt beim Miko-Verlag
Preis: € 9,90

 

eine Leseprobe hier

Feuer in Einfamilienhaus fordert ein Todesopfer

Tragödie in Wohnviertel - Achtjährige stirbt bei Brand

Waltrop. Im Ort Waltrop kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu einer schrecklichen Tragödie. Ein Einfamilienhaus brannte komplett aus. Für ein sich noch im Haus befindliches achtjähriges Mädchen kam jede Hilfe zu spät. Bei dem Rettungsversuch wurden zwei Feuerwehrmänner sowie die Schwester des Opfers verletzt. Die Familie wird psychologisch betreut. Im Einsatz waren drei Löschzüge der Feuerwehr Waltrop sowie ein Löschzug der Berufsfeuerwehr Lünen. Die Polizei geht von einem technischen Defekt aus. Die Untersuchungen dauern noch an.

Der Zeitungsbericht ist bereits gelb und verblichen. Zum Teil ist der Text kaum noch lesbar, so oft hat sie ihn in der Hand gehalten. Nüchtern, knapp, emotionslos ist er und spiegelt bei weitem nicht das Grauen wider, das sie damals empfand.

An diesem Tag, der ihr Leben ändern sollte, wurden ihre Eltern kurzfristig zu einem wichtigen Geschäftsessen eingeladen. Dabei hatte sie ihnen schon vor Wochen angekündigt, dass sie an diesem Samstag auf jeden Fall weg musste. Zur Party des Jahres. Der Party, bei der jeder dabei war, der etwas zählte. Alle anderen waren Außenseiter, Loser. Deshalb musste sie unbedingt dorthin. Und dann das. Als ob Martina mit ihren acht Jahren nicht alleine zu Hause bleiben konnte! Aber nein. Die Eltern bestanden darauf, dass sie für ihre kleine Schwester Stallwache schob. Nachdem sie mehrmals mit ihren besten Freundinnen Heike und Petra telefoniert hatte, entschloss sie sich dazu abzuwarten, bis Martina schlief und dann wenigstens für zwei Stündchen zur Party zu gehen. Sie war sich absolut sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie fühlte sich fürchterlich wichtig, denn sie gehörte dazu. Auf dieser coolen Party war sie jemand.

Als sie um 23:00 Uhr zurückkam, schlugen die Flammen bereits aus dem Haus. Nachbarn hatten die Feuerwehr alarmiert und liefen aufgeregt auf dem Gehweg herum. Doch keiner von ihnen machte Anstalten, ins Haus zu gelangen, um Martina zu retten. Ihre Schreie gellten durch die Nacht. Angst- und Schmerzensschreie, so schrill, dass sie ihr das Trommelfell zerschnitten. Da rannte sie los. Die Hitze, die ihr entgegenschlug, war unerträglich. Trotzdem versuchte sie, ins Haus zu kommen. Sie zerschlug eines der Wohnzimmerfenster und kletterte nach innen. Doch schon am Fuß der Treppe musste sie einsehen, dass sie nicht weiterkam. Das Treppenhaus brannte lichterloh. Die Treppe war ein einziges Flammenmeer. Und noch immer hörte sie diese schrecklichen Schreie ...

Sie betrachtet ihre Hände. Die Narben der Schnittverletzungen und die Brandnarben auf den Armen sind noch deutlich zu erkennen. Sie erinnern sie an jedem einzelnen Tag ihres Lebens daran, welche Schuld sie damals auf sich geladen hat.

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Kapitel 1

Wo war nur diese verdammte Liste? Katharina räumte genervt die Papiere beiseite, die sich wieder einmal auf der Kommode im Wohnzimmer angesammelt hatten. Sie war sich sicher, die Liste hier irgendwohin gelegt zu haben. "Ella, aus!", wandte sie sich an die Border-Collie-Hündin, die ihre Nase nun ebenfalls in den Korb mit den alten Zeitungen und Pappe-Abfällen steckte, der neben dem Kaminofen stand. Ella musste immer überall mit dabei sein. Katharina streichelte ihr mit einer geistesabwesenden Miene über die Schnauze. Dann wühlte sie selbst im Inhalt des Korbes herum. Sie würde die Liste doch nicht weggeworfen haben? Möglich war natürlich alles, aber die Liste mit allen Hochzeitsgästen und der Sitzordnung im Restaurant? Nein. Katharina stand auf und blies sich die Haare aus dem Gesicht.

Verdammt! Sie brauchte die Liste unbedingt. Jetzt werd nicht gleich panisch, ermahnte sie sich. Denk nach! Sie holte tief Luft und kniff die Augen zusammen. Wo habe ich die Liste zuletzt in der Hand gehabt? Ach ja, wir waren bei Daniel und Kim, um mit ihnen alles durchzusprechen. Da hatte ich die Liste mit. Ich bin mir ganz sicher. Daniel war Kais bester Freund und er sollte auch dessen Trauzeuge werden. Katharina wollte, da sie keine wirklich gute Freundin hatte, Daniels Lebensgefährtin Kim als Trauzeugin nehmen. Sie trafen sich in den letzten Wochen häufiger, um über die Zeremonie und den Ablauf des Hochzeitstages zu sprechen.

Katharina setzte sich an den Esstisch, stützte das Kinn in die Hände und runzelte die Stirn. Tat sie wirklich das Richtige? Es war wohl ganz natürlich, dass man so kurz vor der eigenen Hochzeit das ein oder andere Mal kalte Füße bekam und mit der getroffenen Entscheidung haderte. Bei ihr und Kai spielte allerdings noch etwas mehr mit hinein.

Erstens hatte sich sein Bruder Wolfgang vor ihren Augen erschossen und zweitens kam vor einigen Monaten heraus, dass sie von Kai hintergangen und betrogen worden war. Katharina war es gelungen, Wolfgang Treber, Kais älterer Bruder, als Mörder von sechs Männern zu überführen. Der Fall nahm sie sehr mit und hatte, was ihrem seelischen Zustand nicht gerade half, hohe Wellen in der Presse geschlagen.

Der Schwager einer Polizeibeamtin ein Serienmörder! Darauf stürzten sich die Medien wie die Hyänen. Es war eine wirklich harte Zeit gewesen, in der sie neben dem Entsetzen und der Trauer um Wolfgang auch ihre eigenen Probleme bewältigen musste. Bei ihrem letzten Gespräch mit Wolfgang war ebenfalls herausgekommen, dass Kai sich in Frankfurt, wo er sich beruflich aufhielt, eine Geliebte leistete. Katharinas erste Reaktion war natürlich Wut, grenzenlose Verletztheit und der Gedanke an Trennung gewesen. Aber sie liebte Kai und verzieh ihm letztendlich. Ein Paartherapeut half ihnen dabei, diesen dunklen Teil ihres Lebens zu verarbeiten. Jedenfalls hoffte sie das.

Kais Heiratsantrag kam dann allerdings doch etwas überraschend und Katharina musste sich mit der Antwort Zeit lassen. Schließlich war der Wunsch nach einer gemeinsamen Zukunft mit Kai stärker gewesen als alle Bedenken, und sie willigte mit klopfendem Herzen ein, seine Frau zu werden. Es ist die richtige Entscheidung, dachte sie nun fast trotzig und musste grinsen, als sie an die Reaktion ihrer Kollegen dachte. Ihr Chef, Frank Saalmann, hatte, wie es seine Art war, die neuen Informationen resümiert.

"Du und Kai, ihr wollt also wirklich heiraten?", hatte er gefragt. "Mensch, Frank. Jaha! Das sagte sie doch gerade", brummte Hans-Walter Beumers, ihr älterer Kollege, ungnädig. "Und wir beide sind eingeladen und können uns auf eine tolle Party freuen", ergänzte Frank und dann hatte er sie tatsächlich umarmt. Sogar Hans-Walter, der alte Brummbär, hatte sie in den Arm genommen und fest an sich gedrückt ... "Aber jetzt brauche ich die Liste!", murmelte Katharina und erhob sich. Ella verstand dies als eine Aufforderung zum Spaziergang und sprang freudig um ihr Frauchen herum.

 

Briefe direkt an die Autorin: beatrixlohmann[at]gmx(.)de.

 

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