Jägermord

Ein an einen Baum gebundener, erfrorener Mann ruft die Trierer Kriminalpolizei auf den Plan. Schnell wird deutlich, dass der Jagdhelfer ermordet wurde. Doch warum steckte ihm der Täter, der ihn grausam sterben ließ, wie zum Hohn einen Fichtenzweig, einer Jagdbeute gleich, in den Mund?

Ein weiterer, ähnlich gelagerter Mord legt den Gedanken nahe, dass sich jemand an Mitgliedern der örtlichen Jägerschaft rächen will. Doch was ist sein Motiv?

Was hat der Jagdgegner Heinrich, der eine Gruppe von Jägerhassern um sich geschart hat, mit den Opfern zu tun?
Das Team um Katharina Münz ermittelt in alle Richtungen,
doch dann geschieht ein dritter Mord. Während langsam Licht ins Dunkel kommt, muss Katharina wieder einmal erkennen, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

 

Jägermord

- Ein Muss für jeden Krimi-Fan -

1. Auflage Dezember 2018
Erhältlich im Buchhandel
oder direkt beim Miko-Verlag
Preis: € 9,90

- ebenfalls als eBook erhältlich -

 

eine Leseprobe hier

Jägermord

Obwohl es bereits Ende März war, lagen die Temperaturen am heutigen Abend nur knapp über dem Gefrierpunkt. Kein Wunder, dass es so kalt war. Die Nacht war völlig wolkenlos. Übergroß und blassgelb stand der Vollmond am Himmel, an dem tausende Sterne glitzerten. Schaudernd zog Hans-Jürgen Baustert seinen gefütterten Parka enger an den Körper und rieb sich die Hände, die trotz der Handschuhe mittlerweile eiskalt waren. Nach der Absage seines Partners für den heutigen Pirschgang hätte er die Sache vielleicht besser auch drangeben sollen. Aber da er sich schon wochenlang auf diesen Abend freute, war dies keine Option für ihn gewesen. Nun saß er also alleine auf dem Hochsitz, auf dem einem die Kälte jegliches Lebensgefühl aus den Gliedern zog.

Zu allem Überfluss hatte sich in der knappen Stunde, die er nun bereits hier saß, kein einziges Stück Wild, geschweige denn ein Schwarzkittel blicken lassen. Rot- und Rehwild hatten momentan noch Schonzeit, also waren die einzigen möglichen Ziele Wildschweine, Kaninchen oder Jungfüchse.

Frustriert zog Hans-Jürgen die Thermosflasche mit dem starken Kaffee aus dem Rucksack und goss die heiße Flüssigkeit in die Verschlusskappe, die gleichzeitig als Becher diente. Darum bemüht, sich nicht die Zunge zu verbrennen, nahm er kleine Schlucke, doch das heiße Getränk, das ihm durch die Kehle rann, vermochte ihn nicht wirklich aufzuwärmen. Sehnsüchtig dachte er an sein gemütliches Sofa im gut geheizten Wohnzimmer seiner Dreizimmerwohnung, als ein leises Geräusch ihn zusammenzucken ließ. Beinahe wäre ihm der Becher aus der Hand gefallen und er stellte ihn hastig neben sich auf die hölzerne Sitzbank. Er spitzte die Ohren. Eindeutig das Knacken von Ästen und ein Rascheln des Laubes. Aufmerksam ließ Hans-Jürgen seinen Blick über das ihn umgebende Unterholz schweifen.

Im nachlassenden Licht erkannte er eine Bewegung der Zweige zu seiner Rechten. Vorsichtig hob er sein Jagdgewehr und schaute durch das Zielfernrohr. Langsam schob sich ein Körper durch die kleinen Fichten, die hier dicht an dicht wuchsen. Der Finger, den er auf den Abzug gelegt hatte, krümmte sich bereits, als er mit einem enttäuschten Seufzer das Gewehr sinken ließ. Ein junger Rehbock war aus der Dickung getreten und knabberte nun seelenruhig an einigen Zweigen. Hans-Jürgen kräuselte die Nase. Mist! Drecks-Schonzeit! Den Bock hätte er perfekt ins Visier nehmen können. Sei es drum.

Er würde trotzdem noch eine Weile bleiben, nahm er sich vor. Durch den Adrenalinstoß, den das Erscheinen des Wildes hervorgerufen hatte, war ihm wieder richtig warm geworden. Ein wunderbares Gefühl. Und schließlich war es ja auch nicht so, dass jemand auf ihn warten würde. ...

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Fortsetzung:

Hans-Jürgen war Junggeselle. Und dafür gab es einen guten Grund. Er hatte mit seinen 51 Jahren natürlich schon die ein oder andere Beziehung gehabt, doch es war nie das Richtige gewesen. Mittlerweile war er zu sehr an sein eigenbrötlerisches Leben gewöhnt, als dass er bereit gewesen wäre, dieses für einen anderen Menschen aufzugeben. Auch die letzte Beziehung hatte er aus diesem Grund aufgegeben, obwohl sie ihm sehr viel bedeutet hatte. Er seufzte, ohne es selbst zu bemerken. Sehr viel … und sie bedeutete ihm noch immer etwas. Aber ihre unterschiedlichen Ansichten zu verschiedenen Themen und nicht zuletzt zur Jagd hatten immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und sogar Streit zwischen ihnen geführt. Dann lernte er jemand anderes kennen und hatte somit den perfekten Grund für eine Trennung gefunden. Er zog die Reißleine und setzte sich ab. Ein Mann muss das tun, was er tun muss, dachte er. Mit fest zusammengepressten Lippen drehte er den Deckel wieder auf die Thermoskanne und packte sie zurück in den Rucksack.

Plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf den Rehbock gelenkt. Das Tier hatte alarmiert den Kopf gehoben und war zur Salzsäule erstarrt. Nur die Lauscher bewegten sich ruhelos hin und her.

Plötzlich machte es einen Satz und war im nächsten Augenblick im Dickicht verschwunden. Hans-Jürgen war wie elektrisiert, denn nun konnte auch er die unverkennbaren Geräusche einer sich nähernden Wildschweinrotte hören. Und da waren sie! Ein beachtlicher Keiler und mehrere Bachen schoben sich durch die Fichten. Aufmerksam witterten die Tiere nach allen Seiten, bevor sie die Lichtung endgültig betraten und mit der Futtersuche begannen. Hans-Jürgen konnte sein Glück kaum fassen. Erneut legte er sein Gewehr an und nahm das ihm am nächsten stehende Wildschwein ins Visier. Der kurz darauf folgende ohrenbetäubende Knall ließ die verbleibenden Schweine panisch und laut quiekend im Unterholz verschwinden. Die getroffene Bache war auf die Seite gestürzt. Nun zuckte sie noch einige Male mit den Hinterläufen, bevor sie regungslos liegen blieb. "Ja!", jubelte Hans-Jürgen triumphierend.

Aufgeregt schnallte er sich das Gewehr auf den Rücken und warf sich den Rucksack über die Schulter, bevor er so schnell wie möglich vom Hochsitz kletterte. Vorsichtig näherte er sich seiner Beute. Er hob einen langen Ast vom Boden auf und stieß damit dem Schwein in die Seite. Als dieses sich auch dann nicht rührte, trat er näher heran. Er war so auf seine Jagdbeute fixiert, dass er das Näherkommen der anderen Person nicht wahrnahm. Als dieser ihn mit "Weidmannsheil!" begrüßte, zuckte er erschrocken zusammen und fuhr herum. Als er sein Gegenüber erkannte, riss er überrascht die Augen auf. "Was machst du denn hier? Meine Güte, du hast mich ganz schön erschreckt. Im ersten Moment habe ich dich nicht erkannt. Trotzdem Weidmannsdank!" Ein Grinsen erhellte sein Gesicht.
"Mords-Sau, was? Und ein perfekter Blattschuss. Wie aus dem Lehrbuch. Das musst du zugeben."

"Da hast du sicher recht", stimmte ihm der Neuankömmling zu ...


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Fortsetzung:

"Aber ..." Hans-Jürgen verzog genervt das Gesicht. Sein Gegenüber bemerkte es und lenkte ein: "Okay. Ist ja schon gut. Was hältst du davon, wenn wir auf deinen Erfolg anstoßen?" Der Besuch streckte ihm eine Flasche Cognac entgegen. Hans-Jürgen griff zu und nach einem Blick auf das Etikett stieß er einen anerkennenden Pfiff aus. "Ein edles Tröpfchen! Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, kommt jetzt aber wie gerufen."

Hans-Jürgen nahm den Rucksack von der Schulter, zog die Kappe der Thermoskanne hervor und füllte diese mit einem ordentlichen Schluck. Er reichte sie seinem Gegenüber, während er selbst die Flasche wie zum Anstoßen hob. "Auf uns Jäger", tönte er und nahm einen tiefen Zug. Er räusperte sich.

"Gutes Stöffchen. Also, ich weiß ja nicht, warum du hier aufgetaucht bist, aber du hättest sehen sollen, wie ..."

Nach einer Weile und mehreren weiteren Schlucken wurde sein prahlerisches Geplapper undeutlich und zusammenhanglos. Er rieb sich überrascht die Augen und versuchte, seinen Gesprächspartner zu fixieren, doch sein Blick verschwamm. Plötzlich gaben seine Beine nach und mit einem überraschten Laut fiel er zu Boden.

Der andere Mann schüttete den Inhalt des Thermoskannendeckels auf die Erde. Mit gemischten Gefühlen betrachtete er Hans-Jürgen, der zu seinen Füßen lag. "Scheiße, was mache ich hier eigentlich?", murmelte er und rieb sich mit der freien Hand über die Stirn. Dann straffte er sich und sein Blick wurde hart. "Jetzt wirst du auch leiden, so wie ich …", sagte er halblaut und beugte sich zu Baustert hinunter ...

 

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